Uralter Mythos
Das Weihnachtsfest hat einen
uralten Ursprung, der weit in die Mythenwelt unserer Vorfahren
zurückreicht. Für unsere Ahnen verhiessen
die „geweihten Nächte“ das Wissen um die grosse
Umkehr, um den Wiederaufstieg des Lichtes und um die Geburt
des neuen Lebens. An Jul – wie es in den nordischen Ländern
genannt wird – ist die Dunkelheit gebannt, die Nächte
werden kürzer und was tot schien und verloren, wird wieder
erwachen. Das Julfest ist ein harmonisches Netzwerk ineinandergreifender
Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeitsriten und symbolischer Handlungen
zur Neuaktivierung menschlicher und natürlicher Kräfte.
Den Höhepunkt bildet Jul, die Sonnenwende. In dieser längsten
Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt.
Heilsam
für unsere Seele
Der Jahreskreis, der mit Samhain geendet hat, gebiert
zu Wintersonnwende das neue Lichtbaby oder auch den neuen Jahreskreis-König.
Das haben all unsere Vorfahren so erlebt, weswegen auch alle
Mythen immer wieder die gleichen Bilder tragen. Diese Bilder,
Mythen und Märchen sind heilsam für unsere Seele. Sie
drücken etwas aus, das wir wohl spüren können,
auch wenn es uns nicht mehr so recht bewusst ist. Unsere Aufmerksamkeit
ist ja wesentlich eingeschränkter als bei den früheren
Menschen. Die damaligen Menschen sind sowohl mit der Natur als
auch mit dem Kosmos viel verbundener gewesen als wir. Sie haben
gespürt, dass zur Zeit der Wintersonnwende und Weihnachten
sich etwas verändert. Dass nicht mehr nur die blosse Dunkelheit
herrscht, sondern dass neues Leben aufkeimt, auch wenn es noch
nicht sichtbar ist. Unter der Erde sammeln sich die Kräfte
zu neuem Leben, die dann im Frühjahr durchbrechen. Diese
ungeheure Energie fängt an zu wachsen. Und das konnten unsere
Ahnen spüren und wahrnehmen. Dieser Beginn der Lebenskraft
wurde gefeiert. Das Leben in seiner reinen und unschuldigen Form.
Lichtbringer
Man darf nie vergessen, welche Existentialität
mit dieser Wiedergeburt verbunden war. Für uns hat der Winter
dank warmer Wohnungen und Einkaufszentren gleich um die Ecke
seinen lebensbedrohenden Charakter verloren. Trotzdem leiden
viele Menschen gerade in der dunklen Winterzeit an Depressionen,
Melancholien oder fühlen sich einsam. So soll man sich freuen,
wenn die Sonne und vor allem ihre Lebenskraft und damit auch
die künftige Lebensfreude wiedergeboren werden.
Die Wintersonnwende wurde von unseren Vorfahren
nicht nur in einer Nacht gefeiert. Die Festtage dauerten zwölf
Nächte lang. Diese nannte man die Rauhnächte. Zudem
werden in den Alpenländern den Rauhnächten eine ganz
besondere Bedeutung zugemessen. Sie gehören zu den heiligsten
Nächten des Jahres. Auch der Weihnachts- oder Lichtbaum
ist heidnischen Ursprungs. Doch mehr zu diesem interessanten
Hintergründen im nächsten „Schweizer Demokrat“.
Die christliche Frühkirche konnte die alte
Naturverehrung nur nach etlichen Jahrhunderten mit der Geburt
von Jesus Christus ablösen. Der christliche Inhalt war ähnlich.
Jesus wurde auch als Erlösergottheit gefeiert, als Lichtbringer,
als der Gott, der für die Wiedergeburt und Auferstehung
gilt. Dies passte ja alles vollkommen zu dem uralten Wintersonnwend-Weihnachts-Mythos.
Beatrice Studer
Brauchen
wir noch Weihnachten?
Jeder von uns feiert Weihnachten. Aber wer weiss
noch, weshalb wir das alles machen? Wer ist heute noch in der
Lage, einem Kind die Bedeutung der einzelnen Weihnachtsbräuche
zu erklären? Niemand kann dem Vorweihnachtsrummel entgehen. Überall
Leuchtsterne, Kränze und Lametta, Kosum und Kommerz. Weihnachten
wird oft auch zur Belastung für die Familie. Stress mit
der Vorbereitung der Feier für die Eltern, zum Teil widerwillige
Pflichterfüllung bei den Jugendlichen. Irgend etwas läuft
da schief. Brauchen wir heute überhaupt noch Weihnachten?
Sind die alten Feste geeignet, wichtige Fragen zu beantworten?
Was können wir anders machen, damit Weihnachten wieder einen
tiefen Sinn bekommt? Wir wollen versuchen, der Bedeutung des
weihnächtlichen Brauchtums etwas näher zu kommen. Dafür
konnten wir Beatrice Studer gewinnen. Beatrice ist seit einigen
Jahren Passivmitglied der Jungen Schweizer Demokraten (JSD).
Sie gilt als versierte Kennerin des Brauchtums unserer Vorfahren.
Wussten Sie, dass Weihnachten, Fasnacht und sogar das Osterfest
keltisch-germanischen Ursprungs sind? Beatrice Studer wird uns
ab sofort monatlich das Weltbild unserer Ahnen näher bringen.
Mit der neuen Serie „Brauchtum“ wollen wir ganz gezielt
Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung abseits einer
konsumorientierten Spassgesellschaft ansprechen. Die SD-Redaktion
freut sich auf eine erspriessliche Zusammenarbeit mit Bea.
Bernhard Hess